Die Wahl des richtigen Sportvereins für Kinder ist eine wichtige Entscheidung, die sowohl die körperliche als auch die geistige Entwicklung eines Kindes maßgeblich beeinflussen kann. Sportvereine bieten nicht nur die Möglichkeit, sportliche Fähigkeiten zu entwickeln, sondern auch soziale Kompetenzen zu fördern und Freundschaften zu knüpfen. Angesichts der Vielzahl an Angeboten kann es jedoch für Eltern eine Herausforderung sein, den passenden Verein zu finden. Die Vereine oder die Trainer:innen, die im Freundeskreis angesehen sind, können auch für das eigene Kind passen - oder eben nicht.
Probetraining der 5-Jährigen im Fußballverein. “Jeder Zweite kann nach dem Probetraining gehen. Wir nehmen nur die Besten”. So die Ansage des Trainers. Hmmm. Ist das die Zukunft des Fußballs in unserem Land? Bei den 5-Jährigen, die trainiert werden wollen, wird nach der Leistung geschaut? Und was ist dann die Aufgabe des Trainers? In anderen Sportarten ist es meistens nicht anders. Bei Mädchen wird es noch schwieriger. “Nein, Mädchen dürfen bei uns nicht mittrainieren.” So die Antwort unseres Fußballtrainers bei den 5-Jährigen.
Und genau hier sieht man, dass der Verein, der für den einen passt, für den anderen keine Option darstellt. Ich versuche meinen Sohn weltoffen zu erziehen. Möchte ich, dass er in einem Verein spielt, bei dem Mädchen mit 5 Jahren benachteiligt werden? Bei dem der Trainer die Kinder nach Leistung und nicht nach Motivation auswählt? Wo nach 30 Minuten entschieden wird, wer weiter trainieren darf und nicht auf Freundschaften oder Zusammenhalt geachtet wird? Für mich sind das klare Red Flags.
Bei uns hat das zu einer riesigen Diskussion geführt. Wir haben den Verein gewechselt. Bei unserem nächsten Verein wurde im Probetraining darauf geachtet, ob mein Sohn mit den anderen kommuniziert, dem Trainer zuhört und Spaß hat. Balsam für meine Mama-Seele. Die Trainer sind lizenzierte Trainer mit entsprechender Ausbildung unterstützt von Jugendlichen, die gerade ihre Trainerlizenz machen. Ein gesundes Umfeld, in dem wir gerne trainieren.
Durch die Eltern und Kinder im Freundeskreis habe ich erfahren, wie es im anderen Verein weiterging. Man sieht sich an den Wochenenden auf den Fußballplätzen. “Hier stehen 50 Kinder Schlange! Wenn du nicht besser spielst, schmeiß ich dich aus dem Verein”. “Der So-und-So ist zu fett, der zupft nur Gras auf dem Platz.” “Wie kommst du darauf, vor dem Spiel noch was zu essen?! Bist du bescheuert?” Nur eine Auswahl an Sätzen, die sich die Kinder im Vor- und Grundschulalter anhören mussten. Und die Eltern? Manche schauen zu, manche nehmen ihre Kinder aus dem Verein, manche finden es wichtig, dass ihre Kinder auch mal den Ernst des Lebens kennenlernen. Dieser Trainer hat keine Ausbildung. Ich finde, das merkt man.
Wie kann ich also sicherstellen, dass ich den richtigen Verein für mein Kind finde? Einen Verein, bei dem mein Kind sicher ist und Spaß hat. Denn dann ist Vereinsleben ein wundervolles Erlebnis. Du spielst eine wichtige Rolle dabei, die Sicherheit deines Kindes im Sportverein zu gewährleisten.
Hier sind einige Tipps, wie du auf Sicherheit im Verein achten kannst:
- Informationen einholen: Informiere dich über den Sportverein und dessen Sicherheitsrichtlinien. Frage nach dem Konzept zum Schutz von Kindern und Jugendlichen.
- Qualifikation des Personals: Stelle sicher, dass Trainer:innen und Betreuer:innen qualifiziert und geschult sind, insbesondere in Bezug auf Kinderschutz und Prävention von Gewalt.
- Offene Kommunikation: Ermutige dein Kind, offen über seine Erlebnisse und Gefühle im Verein zu sprechen. Regelmäßige Gespräche helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
- Anwesenheit bei Training und Wettkämpfen: Nimm, wenn möglich, an Trainingseinheiten und Wettkämpfen teil. So kannst du das Verhalten der Trainer:innen und Betreuer:innen beobachten.
- Ansprechpartner:innen kennen: Informiere dich, an wen du dich im Verein wenden kannst, falls es zu Problemen oder Verdachtsmomenten kommt bzw. wende dich für Beratung an den Safe Sport e.V.
Eigentlich sollte Vereinssport Spaß machen und neue Freundschaften bringen. Es gibt jedoch Anzeichen, die euch aufhorchen lassen sollten:
- Veränderungen im Verhalten: Achte auf plötzliche Verhaltensänderungen bei deinem Kind, wie Rückzug, Ängstlichkeit oder Aggressivität.
- Verletzungen: Unklare oder wiederkehrende Verletzungen können ein Hinweis auf physische Gewalt sein.
- Abnahme der Freude am Sport: Wenn dein Kind plötzlich die Lust am Sport verliert oder ungern zum Training geht, könnte dies ein Warnsignal sein.
- Geheimniskrämerei: Wenn dein Kind beginnt, geheimnisvoll zu sein oder ungewöhnlich schweigsam über das Training und den Verein wird, solltest du nachfragen.
- Seltsame Beziehungen: Beobachte, ob es ungewöhnliche oder unangemessene Beziehungen zwischen deinem Kind und Erwachsenen im Verein gibt.
Du solltest stets wachsam sein und im Zweifel handeln. Das frühzeitige Erkennen und Ansprechen von Problemen kann dazu beitragen, Gewalt im Sport zu verhindern und den Sport zu einem sicheren Ort für alle Beteiligten zu machen.
Für alle Unsicherheiten, gibt es beispielsweise den Verein Safe Sport e.V., die euch mit Beratung zur Seite stehen. Die Ansprechstelle von Safe Sport e.V. steht allen offen, die Gewalt im Sport erlebt oder beobachtet haben. Dies umfasst nicht nur Sportler:innen, sondern auch Trainer:innen, Ehrenamtliche und Angehörige. Ina Lambert, die Geschäftsführerin, betont die Bedeutung einer unabhängigen Beratungsstelle, insbesondere für Betroffene im Breitensport.
Selbst betroffen – was tun?
Menschen, die Gewalt im Sport erlebt oder beobachtet haben, können sich auf folgenden Wegen bei der unabhängigen Ansprechstelle melden:
- Telefonisch über die Hotline 0800 11 222 000 (Mo, Mi, Fr 10-12, Do 15-17 Uhr und nach Vereinbarung)
- Online: Safe Sport Beratungssoftware. Über die datensichere Beratungssoftware kannst du rund um die Uhr eine Nachricht verfassen. Die Online-Beratung bietet Mail-, Chat- und Videoberatung über den Browser und die Safe Sport-App.
- Vor Ort in Berlin: Termine nach Vereinbarung
„In jedem Fall ist sichergestellt, dass die Ratsuchenden anonym bleiben können. Wir beraten betroffenenorientiert, das heißt, das Anliegen der ratsuchenden Person steht im Fokus“, beschreibt Ina Lambert, die Vorsitzende von Safe Sport e.V.. Viele seien zu Beginn unsicher, ob es sich bei dem Erlebten wirklich um Gewalt handele. „Wir hören daher erst einmal zu und versuchen, die Ratsuchenden zu bestärken und eine Einschätzung von außen zu geben.“ Bei Bedarf erfolgt eine gezielte Weitervermittlung an weitere Stellen wie regionale Fachberatungsstellen oder Anlaufstellen des organisierten Sports.
Die Arbeit von Safe Sport e.V. zeigt, wie wichtig es ist, eine unabhängige und zugängliche Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt im Sport zu haben. Nur so können die vielfältigen Formen von Gewalt erkannt und bekämpft werden, um den Sport zu einem sicheren Raum für alle zu machen.