Als Mutter von zwei Kindern sehe ich jeden Tag, wie groß die Anziehungskraft digitaler Medien auf unsere Kleinen ist. Die strahlenden Bildschirme, die bunten Apps und die unendlichen Möglichkeiten, die das Internet bietet, haben eine magische Anziehungskraft auf sie. Doch diese Faszination birgt auch Gefahren. Ich möchte meine Erfahrungen teilen und darauf eingehen, wie Mediensucht bei Kindern entsteht, welche Risiken damit verbunden sind und wie wir als Eltern unsere Kinder zu einem gesunden Umgang mit Medien anleiten können.
Es beginnt oft ganz harmlos. Ein Spiel auf dem Tablet zur Belohnung, ein kurzer Film zur Ablenkung oder ein Lernprogramm für die Schule. Doch schnell kann aus gelegentlicher Nutzung eine tägliche Routine werden. Ich habe bemerkt, dass meine Kinder immer öfter nach dem Tablet oder Smartphone greifen, sobald sie Langeweile verspüren oder eine Pause brauchen. Hand aufs Herz, wir Eltern sind dabei nicht ganz unschuldig. Zu oft geben wir das Smartphone an die Kids weiter, um ohne Geschrei ein Gespräch zu führen, eine Aufgabe zu beenden oder einfach mal durchzuatmen. Die digitalen Medien sind allgegenwärtig und leicht zugänglich, was den Einstieg in eine exzessive Nutzung erleichtert.
Laut einer Studie der Stiftung Kindergesundheit verbringen Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren durchschnittlich vier bis sechs Stunden täglich vor Bildschirmen. Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren verbringen sogar sieben bis neun Stunden pro Tag mit digitalen Medien.
Ich sehe täglich die potenziellen Gefahren, die eine übermäßige Mediennutzung mit sich bringt:
- Körperliche Gesundheit: Meine Kinder klagen gelegentlich über Kopfschmerzen oder Augenprobleme nach langen Zeiten vor dem Bildschirm. Der Bewegungsmangel durch stundenlanges Sitzen führt zudem zu einer Zunahme von Übergewicht.
- Soziale Isolation: Statt draußen mit Freunden zu spielen, verbringen sie oft Zeit alleine vor dem Bildschirm. Das führt dazu, dass sie weniger reale soziale Kontakte pflegen und Schwierigkeiten haben, im direkten Gespräch zu kommunizieren.
- Leistungsabfall in der Schule: Die ständige Ablenkung durch digitale Medien beeinträchtigt ihre Konzentration und kann zu schlechteren schulischen Leistungen führen. Ich merke, wie schwer es ihnen fällt, sich auf ihre Hausaufgaben zu konzentrieren, wenn das Tablet nur einen Klick entfernt ist.
- Psychische Belastungen: Der Druck, in sozialen Netzwerken präsent zu sein und ständig up-to-date zu bleiben, kann bei Kindern und Jugendlichen zu Stress und einem niedrigen Selbstwertgefühl führen.
Diese Gefahren sind real, auch wenn ich es als Kind nie glauben wollte. Meine Mutter warnte mich immer, dass wenn ich zu viel Zeit vor dem Fernseher verbringe, würde der Fernseher implodieren und alles einsaugen. Auch mich. Faszinierend. Also habe ich mich ab diesem Zeitpunkt fest am Sofa festgehalten und weiter ferngesehen, um dieses Spektakel zu erleben. Ein gutes Beispiel, dass schwarze Pädagogik ihr Ziel verfehlt. Persönlich ist es mir wichtig, meinen Kindern eine gute Selbstregulation beizubringen. Das gilt für viele Bereiche - Essen, Süßigkeiten, Schlaf und auch Medien. Leichter gesagt als getan.
In meiner Suche nach Lösungen bin ich auf den Verein "Aktiv gegen Mediensucht e.V." gestoßen. Dieser Verein leistet wertvolle Arbeit, indem er Familien über die Gefahren der Mediensucht aufklärt und Unterstützung bietet. „Die Realität muss reizvoller bleiben als virtuelle Welten“, schreibt Ronald Stolz auf der Website des Vereins Aktiv gegen Mediensucht e.V.. Ein Satz, den ich zehnfach unterstreichen möchte. In meinem Gespräch mit Ronald Stolz habe ich mehr über seine Beweggründe erfahren und, ganz ehrlich, seitdem hat sich mein Blick auf das Thema Mediensucht geändert. Ronald ist “trockener” World of Warcraft-Spieler. 15 Jahre lang. Mit den typischen gesundheitlichen und sozialen Folgeerscheinungen. Um anderen dieses Schicksal zu ersparen, um Eltern aufzuklären und Betroffenen Hilfestellungen zu geben, hat Ronald den Verein Aktiv gegen Mediensucht e.V. gegründet.
Eine Studie der Universität Lübeck und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (PINTA-Studie) ergab, dass etwa 3% der Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren internetsüchtig sind. Das entspricht etwa 100.000 Jugendlichen in dieser Altersgruppe. Die Basis für dieses Verhalten wird früher gebildet. Daher ist es auch das Anliegen des Vereins Aktiv gegen Mediensucht e.V. Eltern frühzeitig aufzuklären.
Als Mutter habe ich gelernt, dass es entscheidend ist, aktiv und bewusst den Medienkonsum meiner Kinder zu steuern:
- Vorbild sein: Ich versuche selbst, den Umgang mit Medien bewusst zu gestalten. Wenn meine Kinder sehen, dass ich nicht ständig am Smartphone hänge, ist das eine wichtige Botschaft.
- Regeln und Grenzen setzen: Wir haben feste Zeiten für die Mediennutzung eingeführt. Zum Beispiel sind die Mahlzeiten und eine Stunde vor dem Schlafengehen medienfreie Zeiten. Auch haben wir bestimmte Bereiche im Haus, wie das Esszimmer, die komplett medienfrei sind. Auch für die Eltern.
- Alternativen bieten: Ich fördere Aktivitäten, die nichts mit digitalen Medien zu tun haben. Wir machen zusammen Sport, lesen Bücher oder unternehmen Ausflüge. So entdecken meine Kinder, dass es viele spannende Dinge außerhalb der digitalen Welt gibt.
- Medienkompetenz vermitteln: Ich spreche regelmäßig mit meinen Kindern über die Inhalte, die sie online sehen. Wir diskutieren darüber, was sie erlebt haben und welche Informationen vertrauenswürdig sind. Wir spielen auch gemeinsam an der Konsole. Interessantes Erlebnis. Nach einer gewissen Zeit streiten wir uns immer. “Mama, Zeit für einen Spaziergang!” Wir haben gemeinsam gelernt aufzuhören, wenn es uns stresst.
Wenn wir uns an diese Regeln halten, dann ist die Realität reizvoller als die virtuellen Welten. Es ist eine Investition in die Gesundheit unserer Familie und erfordert jede Menge Selbstdisziplin.
Durch unsere Regeln hoffe ich, dass meine Kinder bewusst mit Medien umgehen. Spielen soll Spaß machen - draußen, mit anderen Kindern und an der Konsole. Ich glaube nicht an Verteufelungen. Bis heute ist der Fernseher nicht implodiert ;) Im richtigen Maß sind Medien toll. Smartphones machen unser Leben einfacher, Smartwatches ermöglichen es uns, Kindern eine unsichtbare Sicherheitsleine zu geben. Gute Wissenssendungen vermitteln Kindern tolle Inhalte, auch Sprachen werden einfacher gelernt. Durch Medien können Kinder einfacher mit Oma, Opa, Freunden etc. in Kontakt bleiben. Punkt, Punkt, Punkt.
Als Mutter ist es eine Herausforderung, den Medienkonsum meiner Kinder im Blick zu behalten und sie gleichzeitig zu einem gesunden und bewussten Umgang mit digitalen Medien zu erziehen. Mit klaren Regeln, alternativen Aktivitäten und einer bewussten Wahl unser Medien versuche ich einen ausgewogenen Medienkonsum zu fördern.
Solltet ihr mehr Informationsbedarf zu dem Thema Mediensucht haben, kann ich euch die Website des Vereins "Aktiv gegen Mediensucht e.V." ans Herz legen.
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